MSC-Fahrer Valentin Grobauer gibt in polnischer Liga Gas!

Rund 700 km von seiner bayerischen Heimat entfernt mischt derzeit ein Clubfahrer des MSC Pfaffenhofen den Speedway-Zirkus kräftig auf! Der 21-Jährige Valentin Grobauer  versucht sich heuer erstmals als Profi in einer der stärksten Ligen der Welt: Polen ist seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“, der Nabel der Speedwaywelt.  Die weltbesten Drifter kämpfen in unserem östlichen Nachbarland um wertvolle Punkte für Ihre Teams. Erhard Wallenäffer hatte am Rande eines Bundesliga-Rennens in Landshut die Gelegenheit, mit dem ehemaligen Team-Kapitän des MSC über den Alltag im Profigeschäft und seine bisherigen, zahlreichen Erlebnisse zu sprechen.

Das Interview fand im Juli 2016 statt

Wie bist Du eigentlich zum Speedwaysport gekommen?

Mein Vater hat quasi das Motorsport-Gen an mich „vererbt“: Er war ein erfolgreicher Sandbahn-Seitenwagenfahrer“. Hinzu kommt, dass unser Wohnort Ruhstorf an der Rott nur einen Katzensprung von der Bahn in Pocking entfernt ist. Hier wurde übrigens schon einmal ein Weltmeisterschaftsfinale ausgetragen! Da kommt man am Speedwaysport praktisch gar nicht vorbei.

Groß geworden bist Du aber in Pfaffenhofen?

Richtig. In Pocking gibt es seit vielen Jahren Probleme mit einer Anwohnerin, die sich vom Lärm der Motorräder belästigt fühlt. Dort zu trainieren war zu meiner Juniorenzeit nicht möglich. Deshalb bin ich noch heute den Verantwortlichen des MSC Pfaffenhofen unendlich dankbar: Das regelmäßige Training auf der Bahn im städtischen Stadion, und damit einhergehend die perfekte Betreuung durch die Trainer und Helfer des MSC war ein wichtiger Baustein, für meine derzeitigen Erfolge. Ich werde das nie vergessen. Meine sportliche Heimat ist, und bleibt der MSC Pfaffenhofen.

Wie kam es zur Entscheidung, den Sprung ins Profigeschäft zu wagen? Ist Dir der Entschluss schwer gefallen?

Ausschlaggebend war, dass das letzte Jahr sehr gut für mich lief: Ich durfte einige Finalläufe der U21-WM bestreiten. Im tschechischen Pardubice konnte ich dabei sogar einen sechsten Platz erreichen. Mit meinen Teamkollegen der U21-Nationalmannschaft habe ich mich auch noch für das Finale der Team-WM in Australien qualifiziert –ein besonderes Erlebnis! Diese Erfolge, und das erworbene Selbstvertrauen gaben mir den Anstoß, heuer den Schritt zu wagen. Der Entschluss, meinen erlernten Beruf (Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker) erst mal für den Sport aufzugeben fiel mir eigentlich nicht schwer, da die Familie voll hinter mir steht. Es war immer mein Traum Profi werden –wenn es funktioniert: Gut! Wenn nicht, dann würde ich halt wieder arbeiten. Aber im Moment läuft es ausgezeichnet.

Wohin genau nach Polen hat es Dich denn verschlagen?

Nach Opole, zu Deutsch: Oppeln. Die Stadt in Südpolen hat in etwa die Größe von Ingolstadt. Der hiesige Club, für den ich fahre, heißt Kolejarz. Die Polen sind Speedway-verrückt: Zu unseren Heimrennen an den Sonntag-Nachmittagen kommen bis zu 4000 Fans.

Vor so einer Kulisse muss es Spaß machen?

Na klar! Ich fühle mich rundum wohl, und was dazu kommt: Die Leute im Club sind sehr nett und hilfsbereit. Ich fahre ordentlich Punkte ein, und werde pünktlich bezahlt. Besser könnte es nicht sein!

Stichwort Bezahlung: Wie sieht es aus, in Sachen Entlohnung für einen Neueinsteiger im Profigeschäft?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich gegenüber der Clubführung von Kolejarz sehr dankbar bin. Man hat mir quasi als „No-Name“ die Chance gegeben, in dieser starken Liga Fuß zu fassen. Für mich ist das der perfekte Einstieg. Momentan werde ich zwar nicht reich, verdiene aber durch meine Leistungen genügend Geld  um mein Material zu bezahlen, und meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Im Augenblick ist das o.k. für mich.

Dein Vertrag ist also leistungsbezogen ausgelegt?

Grundsätzlich gilt beim Speedway: Punkte bringen Geld!

Das klingt nach extrem hartem Konkurrenzkampf?

Das ist in der Tat so: Am Anfang der Saison musste ich sogar vor jedem Rennen um meinen Platz im Team kämpfen! Im polnischen Ligabetrieb ist es üblich, dass als Teil des Pflichttrainings eine Art teaminterne Vorausscheidung durchgeführt wird. Erst danach entscheidet der Teamchef welche sieben Fahrer beim Match dabei sein, sprich: Geld verdienen werden! Ich bin zum Glück nie durch das „Raster“ gefallen, und habe mittlerweile durch meine konstant guten Leistungen einen sicheren Fixplatz im Team.

Motorsport gilt allgemein als gefährlich. Wie gehst Du mit der Gefahr um? Bist Du bisher von Verletzungen verschont geblieben?

Die Gefahr ist in meinem Sport allgegenwärtig. Ich jedoch, habe momentan vollstes Vertrauen in mein Material, und werde von allen Seiten optimal unterstützt: Sei es durch die Familie, durch Freunde oder meinem polnischen Mechaniker. Somit kann ich gut mit dem Thema umgehen. Aber auch mich hat es in diesem Jahr schon erwischt: Bei einem Sturz vor einigen Wochen zog ich mir einen Handgelenkbruch, sowie einen Kreuzbandriss zu. Die notwendige Operation habe ich, wie es sich für einen Speedwayfahrer gehört, auf den kommenden Winter verschoben.

Welche Ziele hast Du Dir für die Zukunft gesetzt?

Ich bin auch in Dänemark bei einem Club unter Vertrag, hatte dort aber bisher noch keinen Einsatz. Momentan versuche ich innerhalb der dänischen Liga einen Wechsel zu realisieren. Wenn es klappt, könnte ich demnächst auch im hohen Norden auf Punktejagd gehen. Langfristig will ich einfach ein guter Fahrer in den Speedway-Ligen Europas sein. Ich denke gar nicht mal an den Grand Prix der 16 weltbesten Fahrer. Wenn ich weiterhin so viel Spaß am Sport haben sollte wie im Moment, bin ich voll zufrieden. Einen speziellen Traum hätte ich aber doch noch!

Dürfen wir den erfahren?

Ich würde gerne die ersten Runden auf einer neu erbauten Pfaffenhofener Speedwaybahn drehen! Ich weiß, dass man beim MSC momentan mit großem Enthusiasmus an diesem Projekt arbeitet, und drücke alle Daumen, dass es klappt. Irgendwann als Kapitän eine Pfaffenhofener Mannschaft in der Bundesliga anzuführen, hätte ebenfalls einen großen Reiz!

Valentin, ich danke Dir für dieses Gespräch, und wünsche Dir für die Zukunft viele erfolgreiche, und unfallfreie Rennen!

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